LESEPROBE (Seite 11):

 

Er stieg wieder hinauf zum Oberdeck und schwankte Richtung Steuerhaus, um dem Schipper Meldung zu machen, als ein ohrenbetäubender, gewaltiger Knall die Luft erfüllte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war sein Bewusstsein ausgeschaltet. Es nahm das Inferno nicht mehr wahr. Auch die Frage, was um alles in der Welt hier passierte, tauchte unbeantwortet ins Nirwana ab. Hans-Jürgen Christiansen, nebenberuflich Maschinist des Fischkutters Malaga, genannt Beule, 42-jähriger arbeitsloser Kfz-Mechaniker aus Dagebüll, wurde über die Reling des polnischen Seelenverkäufers in die Luft geschleudert und starb, bevor sein Körper die Wasseroberfläche der Elbe erreichte. Die Stille nach der Explosion dauerte eine kleine Ewigkeit.


Diesen Eindruck jedenfalls hatten die Menschen, die auf den Bürgersteigen der Elbchaussee ihren Zielen zustrebten oder im Umkreis der Havarie auf den Barkassen, Fähren und Festmacherbooten die Elbe befuhren. Die meisten der Fußgänger blieben stehen. Die Leute auf den Booten und Schiffen reckten ihre Hälse. Die Wartenden am Fähranleger Teufelsbrück erhoben sich, um besser sehen zu können. Viele zückten ihre Handys und filmten die spektakulären Bilder, die der brennende Kutter abgab. Einige riefen sich kurze Sätze zu. Andere waren wie gelähmt. Jemand informierte den Rettungsdienst.